Π-System

Dieser Artikel behandelt ein spezielles Mengensystem der Mathematik. In der Chemie bezeichnet „π-System“ konjugierte Mehrfachbindungen.

Ein π {\displaystyle \pi } -System, auch durchschnittstabiles Mengensystem oder kurz schnittstabiles System genannt, ist ein spezielles Mengensystem, das im axiomatischen Aufbau der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Maßtheorie verwendet werden kann.

Definition

Gegeben sei ein Mengensystem S P ( Ω ) {\displaystyle {\mathcal {S}}\subset {\mathcal {P}}(\Omega )} , also eine Teilmenge der Potenzmenge einer Grundmenge Ω {\displaystyle \Omega } . S {\displaystyle {\mathcal {S}}} heißt ein π {\displaystyle \pi } -System, durchschnittstabiles Mengensystem oder schnittstabiles System, wenn für beliebige zwei Mengen A , B {\displaystyle A,B} aus dem Mengensystem S {\displaystyle {\mathcal {S}}} gilt, dass A B S {\displaystyle A\cap B\in {\mathcal {S}}} ist.

Beispiele

Für eine beliebige Grundmenge Ω {\displaystyle \Omega } sei das Mengensystem

S := { A Ω | A | < } {\displaystyle {\mathcal {S}}:=\{A\subset \Omega \mid |A|<\infty \}}

aller endlichen Teilmengen gegeben. Für zwei beliebige A , B S {\displaystyle A,B\in {\mathcal {S}}} ist nun | A B | min ( | A | , | B | ) {\displaystyle |A\cap B|\leq \min(|A|,|B|)} , der Schnitt endlicher Mengen ist immer endlich. Also ist auch A B S {\displaystyle A\cap B\in {\mathcal {S}}} , es handelt sich somit um ein schnittsstabiles System.

Eigenschaften

  • Ist das Mengensystem stabil unter Komplementbildung, so ist es genau dann durchschnittsstabil, wenn es vereinigungsstabil ist. Dies folgt direkt aus den de Morganschen Gesetzen.
  • Ist das Mengensystem S {\displaystyle {\mathcal {S}}} stabil unter Differenzmengenbildung, dann ist es auch ein π-System. Dies folgt aus A B = A ( A B ) S {\displaystyle A\cap B=A\setminus (A\setminus B)\in {\mathcal {S}}} .

Verwendung

Durchschnittsstabile Mengensysteme treten an einigen Stellen in der Wahrscheinlichkeitstheorie und Stochastik auf. So ist die Durchschnittsstabilität eine wichtige Voraussetzung an den Erzeuger einer σ-Algebra, um nur auf diesem Erzeuger die stochastische Unabhängigkeit der Zufallsvariablen überprüfen zu müssen.

Wichtigste Anwendung ist der sogenannte dynkinsche π-λ Satz. Ist S {\displaystyle {\mathcal {S}}} ein π {\displaystyle \pi } -System, dann stimmen die von S {\displaystyle {\mathcal {S}}} erzeugte σ {\displaystyle \sigma } -Algebra und das erzeugte Dynkin-System überein, es gilt also

σ ( S ) = δ ( S ) {\displaystyle \sigma ({\mathcal {S}})=\delta ({\mathcal {S}})} .

Siehe auch

  • Σ-Algebra
  • Dynkin-System
  • Monotone Klasse

Literatur

  • Christian Hesse: Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie. 1. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-03183-2, S. 20, doi:10.1007/978-3-663-01244-3. 
  • Heinz Bauer: Maß- und Integrationstheorie. 2., überarbeitete Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-11-013626-0. 
  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3.