Weißkehlente

Dieser Artikel beschreibt die Art Anas albogularis. Für andere Arten der Artengruppe der Weißkehlenten siehe Weißkehlente (Begriffsklärung).
Weißkehlente

Weißkehlente (Anas albogularis)

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Weißkehlente
Wissenschaftlicher Name
Anas albogularis
(Hume, 1873)
Weißkehlenten
Satellitenaufnahme der Andamanen

Die Weißkehlente (Anas albogularis), auch Andamanen-Weißkehlente genannt, ist ein Entenvogel, der zu den Schwimmenten gerechnet wird. Sie ist eine endemische Entenart der Andamanen. Ihr Artstatus ist jedoch umstritten, da sie von einigen Autoren als Unterart der Sundaente eingeordnet wird.[1] Jedenfalls ist sie mit der Sundaente und der Australente eng verwandt und wird im deutschen Sprachgebrauch bisweilen mit diesen als Artengruppe der Weißkehlenten zusammengefasst.

Erscheinungsbild

Die Weißkehlente weist weder einen saisonalen Dimorphismus noch einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Sie ähnelt in ihrem Erscheinungsbild weitgehend der Australente, ist aber insgesamt etwas dunkler, und das graue Federkleid ist insgesamt etwas bräunlicher.

Der Scheitel der Weißkehlente ist fast einheitlich schwarz. Die Art hat außerdem einen weißen Augenring. Weiße Farbflecken können sich außerdem im Gesicht, an der Kehle oder am vorderen Hals befinden. Die Stirn ist leicht aufgewölbt, wobei die Wölbung allerdings nicht so ausgeprägt ist wie bei der Sundaente.[2]

Der Mauserverlauf ist für diese Entenart bislang nicht hinreichend beschrieben. Er ist aber vermutlich vergleichbar zu dem der Australente.

Auch die Küken der Weißkehlente weisen eine große Ähnlichkeit zu denen der Australente auf. Sie sind auf der Körperoberseite graubraun und haben eine grauweiße Körperunterseite. Die Gesichtszeichnung ist variabel.

Verbreitung und Bestand

Die Weißkehlente kommt ausschließlich auf den Andamanen vor. Im Norden kommt sie dort auf zwei Inseln vor, sie besiedelt außerdem die mittleren Andamanen sowie die Südinseln. Auf den nahe gelegenen Nikobaren fehlt sie. Als Irrgast erreicht die Weißkehlente – sehr selten – auch die Küste von Myanmar.

Der Bestand an Weißkehlenten wird auf 500 bis 700 Individuen geschätzt. BirdLife International führt die Weißkehlente in ihrer Liste der bedrohten Arten nicht auf. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie hier als Unterart der Sundaente betrachtet wird. Auf Grund der kleinen Individuenanzahl und des verhältnismäßig kleinen Verbreitungsgebietes wird sie jedoch von anderen Organisationen wie beispielsweise der IUCN SSC Threatened Waterfowl Specialist Group (TWSG)[3] als bedroht eingeordnet.[1][4] Hauptbedrohungen sind neben der Jagd Trockenlegungen von Feuchtzonen für Straßenbau und Landwirtschaft.[5]

Lebensweise

Die Weißkehlente kommt überwiegend in Mangrovensümpfen an der Küste vor. Sie besiedelt auch die wenigen Süßwasserlagunen auf den Andamen und nutzt Reisfelder. Als Brutplatz werden auch kleine Waldtümpel im Landesinneren genutzt.[5]

Über die Fortpflanzung ist nur sehr wenig bekannt. Die Fortpflanzungszeit beginnt im frühen Juli. Die Nester werden sowohl in Baumhöhlen als auch auf dem Grund errichtet. Ein Vollgelege umfasst vermutlich weniger als zehn Eier.[1] Die Eier sind cremefarben und nicht glänzend. Mit einem Maß von 49 Millimeter × 36,2 Millimeter sind sie groß im Verhältnis zur Größe des Weibchens. Die Küken werden von beiden Elternvögeln geführt.[1]

Haltung in menschlicher Obhut

Wie die Sundaente und die Australente trägt auch die Weißkehlente ein recht unscheinbares Gefieder. Sie weckt daher nicht viel Interesse bei Privathaltern. Der Zoo in London züchtete erstmals 1909 mit Weißkehlenten. Seine Zucht war anfangs sehr erfolgreich. In späteren Jahren wuchsen jedoch weniger juvenile Enten heran als adulte wegstarben. Dem britischen Wildfowl Trust, der bei der Erhaltungszucht seltener Entenarten häufig große Erfolge erzielt, gelang 1982 die Nachzucht. In den Jahren 1983 und 1984 starb allerdings die gesamte Nachzuchtgruppe.[6] Im Jahre 2005 gab es außerhalb der Andamanen keine Weißkehlenten mehr.[1]

Literatur

  • Peter H. Barthel, Christine Barthel, Einhard Bezzel, Pascal Eckhoff, Renate van den Elzen, Christoph Hinkelmann, Frank Dieter Steinheimer: Die Vögel der Erde – Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen. 3. Auflage. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell 2022 (do-g.de [PDF]). 
  • Janet Kear (Hrsg.): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0-19-854645-9
  • Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1
  • Anas albogularis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2024.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2016. Abgerufen am 29. Juli 2024.
  • Weißkehlente (Anas albogularis) bei Avibase
  • Weißkehlente (Anas albogularis) auf eBird.org
  • xeno-canto: Tonaufnahmen – Weißkehlente (Anas albogularis)
  • Andaman Teal (Anas albogularis) in der Encyclopedia of Life. (englisch).

Einzelnachweise

  1. a b c d e Kear, S. 573
  2. Kear, S. 572
  3. Dr H. Glyn Young: The IUCN SSC Threatened Waterfowl Specialist Group (TWSG). In: The IUCN SSC Threatened Waterfowl Specialist Group (TWSG). IUCN, 2021, abgerufen am 26. Mai 2022 (englisch). 
  4. auch die Threatened Waterfowl Specialist Group ordnet die Weißkehlente allerdings als Unterart der Sundaente ein
  5. a b Kolbe, S. 234
  6. Kolbe, S. 235